Kopf von Hund Jule im Halbprofil

    Was sind unsichtbare Behinderungen ?

    Wenn ich mit Jule unterwegs bin, trägt sie Ihre Kenndecke, wo noch drauf steht „Assistenzhund in Ausbildung“. Und ich wurde schon des Öfteren gefragt: „Ach, sind Sie Hundetrainerin?“ und dann antworte ich „Ja, ich bilde diesen Hund aus.“ Meist kommt dann als nächste Frage : „Ach ist ja interessant und für wen machen Sie das? Was für eine Erkrankung hat der Mensch?“ Tja und auf meine nächste Antwort kommt dann meist ein verständnisloser Blick, wenn ich sage: „Ich bilde den Hund für mich aus.“

    Ja, meine Behinderung kann man nicht immer sehen, nur wenn es mir wirklich schlecht geht. Ich leide an einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung und deshalb habe ich auch öfters Panikattacken. Und diese können manchmal sehr schnell auftreten. Wenn ich an Plätzen bin, wo viele Menschen sind, womöglich noch dicht gedrängt, wie z.B: eine U Bahn in der Hauptverkehrszeit, wo kaum noch Platz ist, dann bekomme ich schnell Angst und ich habe gelernt um Schlimmeres zu verhindern, das ich schnell einen Ort verlassen können muss, das ist das Einzige was hilft. Bevor ich Jule hatte, traute ich mich nicht, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, mittlerweile geht es zu Zeiten wo nicht soviel los ist. Ich traue mich nicht an Plätze, wo viele Menschen sind, wie z.B. eine Diskothek, Kino, Messen, Konzert oder sogar schon ein voller Markt war und ist an manchen Tagen eine Überforderung für mich. Ich freue mich einerseits, dass man mir meine Behinderung nicht ansieht, aber dafür muss ich auch ganz schön kämpfen und mich immer wieder erklären. Und insbesondere in Krisen, die wie gesagt schnell auftreten können, kann ich manchmal gar nicht mehr adäquat reagieren und deshalb habe ich Jule an meiner Seite, die mir dann hilft.

    Und ja, es ist möglich dann als kranker Mensch selber einen Hund auszubilden. Man nennt das die sogenannte assistierte Ausbildung: Ich habe eine erfahrene Hundetrainerin an meiner Seite und ich bekomme gezeigt und erklärt, was und wie ich Jule verschiedene Aufgaben beibringen muss, aber für die Praxis bin ich zuständig. Es gibt auch noch andere Ausbildungsformen wie Teilstationär und Vollstationär. Bei Teilstationär ist der Hund mehrere Stunden mit Trainerin unterwegs um intensiv zu trainieren und bei Vollstationär lebt der Hund dann beim Trainer bis zur Übergabe an den späteren Hundehalter ( nennt sich auch fremdausgebildet ).